Welcher Pferdefreund hat nicht tief in seinem Innern die Wunschvorstellung von Fury, Blitz, dem schwarzen Hengst, mein Freund Flicka oder von anderen ähnlich tollen Beziehungen der wundervollen Pferde zu ihrem Menschen vor sich?

Leider sieht die Realität mit dem eigenen Pferd oft ganz anders aus. Von Beziehung kann man nicht wirklich reden, von einer tollen schon gar nicht. Das eigene Pferd ist viel lieber bei den Kumpels auf der Weide als mit „seinem“ Menschen zusammen. Diese so sprichwörtliche Einheit gibt es – wenn überhaupt – nur in ganz kurzen Momenten, wenn das Pferd z.B. sein Kraftfutter kaut und der Mensch träumend daneben steht.

Primus und ich bekamen heute ein Geschenk. Einer Kursteilnehmerin kamen beim Zuschauen unserer Arbeit die Tränen, weil sie so etwas noch nie erlebt hat und sich nicht vorstellen konnte, dass es das in Wirklichkeit geben kann: eine freundschaftliche Beziehung ohne jede Dominanz, ein Pferd, was seinen Menschen zum Arbeiten und zum Reiten auffordert, und ein Training, was von Freiwilligkeit und Freude geprägt ist.

So könnte mit dem Clickertraining jedes Training mit jedem Pferd innerhalb kurzer Zeit aussehen. Primus und ich sind erst zwei Jahre zusammen. Und eine gute Beziehung haben wir schon seit langem.

Leider herrscht in der Pferdewelt noch das Trugbild der Dominanz vor. Man muss angeblich dominant sein, damit ein Pferd einem gehorcht. Man muss sich angeblich durchsetzen. Und gerade in den Köpfen der Pferdehalter halten sich diese Ammenmärchen leider hartnäckig.

Ich würde das ganz anders ausdrücken: Man muss sich mit dem Wesen einer fremden Spezies verstehen versuchen. Man muss sehen, dass man sich die Freundschaft dieses tollen Wesens verdient. Man muss Respekt haben und auch mal dessen Vorschläge aufgreifen. Schließlich bestimmt in einer gut funktionierenden Freundschaft nicht immer nur einer, was getan wird. Man muss auf das Pferd eingehen, sein Bestes wollen und es nicht nur für seine Zwecke missbrauchen.

Der Lohn dafür ist eine Beziehung, die man sonst nur aus dem Film oder aus Romanen kennt. Eine Beziehung, die ergreift und bereichert, und das jeden Tag aufs Neue. Vielen Dank also für diese Tränen heute. Denn sie sagen mir, dass wir auf dem richtigen Weg sind, den Menschen zu zeigen, dass es anders gehen kann….

Schreibe einen Kommentar