BärentrainingDieses Jahr hatte ich  die tolle Gelegenheit mit 3 Trainingskollegen nach Schweden zum Bärentraining in den Orsa-Bärenpark zu fahren. Der Park liegt 4 Stunden nördlich von Stockholm und ist der mit Abstand schönste Zoo, den ich bisher gesehen habe.

Außer den Bären gibt es dort noch andere Raubtiere wie Luchse, Vielfraße, Tiger, Leoparden und Wölfe. Alle Tiere haben riesige Gehege. Die Wölfe bekamen wir z.B. nur selten zu sehen, weil sie 3 Täler für sich hatten. Die 2 Eisbären haben einen eigenen See, Wälder und auch einen Eisberg, der mit Schneemaschine so lange wie möglich im Jahr erhalten wird. Wir waren im Juni da und den Eisberg gab es noch.

Takuqa, der Kodiakbär, ist der einzige seiner Art außerhalb der Insel Kodiak in Alaska. Die Inselbewohner fanden den Zoo auch so gut und damit eben würdig einen solchen Bären zu bekommen.

Und der nächste große Pluspunkt ist, dass in diesem Zoo die Tiere trainiert werden, um Pflege- oder Behandlungsmaßnahmen vorzunehmen, was ja in europäischen Zoos noch eine Seltenheit ist.

Am ersten Tag bekamen wir den Park mit den Tieren gezeigt. Leider waren dann viele schon enttäuscht, weil die Tiger nicht zu trainieren waren, weil das Weibchen trächtig und einer anderer taub war, was wir zwar nicht als Gründe verstanden und es hätte auch noch andere Tiger gegeben. Aber es war eben so. Ähnlich war es mit den Leoparden, denn die hatten Paarungszeit. Das ist verständlich, aber dann wäre es besser gewesen nicht mit diesen Tieren zu werben. Denn es waren schon einige wegen der Großkatzen da. Auch zwei Bären, mit denen geworben worden war, von denen das Männchen über 3 m hoch war, bekamen wir nicht in den Kurs zum Training.

Am nächsten Tag wurden wir in die Sicherheitsaspekte eingeführt. Bären sind schließlich Raubtiere und damit sehr gefährlich. Da musste man sich in der Tat immer wieder dran erinnern. Denn man vergisst es zu leicht, weil sie einfach so süß sind. Das Training war immer hinter einem Zaun. Von daher waren wir geschützt. Aber es konnte entweder, hinter einem Maschendrahtzaun sein, der ja schon etwas nachgibt, wenn ein Bär dagegen haut, oder hinter einem Gittertor, was zwar stabiler war, aber unten eine knapp 10 cm Öffnung hatte, von der man weit genug Abstand halten musste, weil der Bär mit der Pfote da durch kam.

Als nächstes übten wir das Füttern. Zuerst war ich erstaunt, dass für diese großen Tiere Trauben als Belohnung genommen werden, weil ich dachte, wir würden mit Fleischbrocken hantieren. Aber da Bären Allesfresser sind, lieben sie Trauben. Wir sollten mit einer Zange füttern, die auf keinen Fall in das Gehege gehalten werden sollte, sondern nur bis kurz davor, damit sich der Bär die Traube nehmen konnte. Zwei und zwei galt es das zuerst praktisch und ohne Bär zu üben, damit man sich mit dem Ablauf vertraut macht.

Dann durften wir alle mal Bam Bam, dem Braunbär eine Traube geben. Es war schon faszinierend so nah bei einem so beeindruckenden Tier zu sein und auch wie zart er die Traube aufnahm.

Die nächste Übung, damit wir unser Handling schulen konnten, war ein Targettraining, was Bam Bam aber schon beherrschte. Anfangs war es schon eine kleine Herausforderung, weil das Bedienen der Zange und der Eimer im Arm etwas ungewohnt war und man nach dem Click immer das Werkzeug wechseln musste. Aber schon bald gewöhnten wir uns daran, so dass wir für das Training gerüstet waren.

Außerdem hörten wir noch einen schönen Vortrag von Karolina, einer Trainerin, die normal mit Primaten arbeitet, indem es hauptsächlich darum ging, den Tieren die Kontrolle über ihre Umgebung zu geben. Das war das einzige wirklich sinnvolle an Theorie, was wir gehört haben.

Am dritten Tag wurden wir dann in Gruppen verteilt. Es gab drei Gruppen, wobei Katja in einer war, ich in einer anderen und Doro und Netty waren zusammen in der dritten. Zuerst fanden wir das gar nicht so schlecht, denn dann würden wir ja in der Gruppe alles Training mitbekommen und könnten uns abends darüber austauschen.

Wir guckten uns die Filme an, was die Tiere teilweise schon in der Woche vor uns gelernt hatten, worauf wir dann aufbauen und einen Trainingsplan erstellen sollten.

In meiner Gruppe sollten wir Takuqa, dem Kodiakbären, beibringen Farben zu unterscheiden, bzw. das Endziel sollte sein, dass der Bär sich die Farben von Schäufelchen merkte, die an den Zaun gehängt wurden, jedoch hinter eine Platte. Wenn der Trainer ihm dann die rote Schaufel zeigte, sollte er sich erinnern, wo diese steckte und die entsprechende Platte anzeigen. Für Takuqa war diese Übung neu. Wir hatten im Film das Training von Beata, der Braunbärin, gesehen mit derselben Aufgabe. Das was wir gesehen hatten war, dass eine Schaufel hinter einer Tafel versteckt wurde, der Trainer dann die gleiche Schaufel zeigte und die Bärin solange die Tafeln abging, bis es den Click gab. Diese Herangehensweise fand ich nicht sehr zielführend und überzeugte meine Gruppe, dem Bären doch zunächst einmal nach dem Targettraining mit der Schaufel und dem Einführen des entsprechenden Signals eine Farbunterscheidung beizubringen, diese dann allerdings mit kalten Targets, also Farben, die später nicht gebraucht würden.

Allerdings war diese Diskussion und das Planen relativ mühsam. Die Gruppe hätte ohne mein Treiben bis zu Schritt 3 geplant. Ich trieb dann bis Schritt 10, was gut war, denn der Bär schaffte es am nächsten Tag bis Schritt 7. Er berührte die rote Schaufel zuverlässig, wenn ihm die ebensolche präsentiert wurde, und die kalten Targets im Abstand hingen.

Ich war total beeindruckt, wie schnell Bären lernen. Schließlich habe ich schon mit sehr vielen Tierarten gearbeitet, aber so was ist mir noch nicht begegnet. Die Signalkontrolle bekam man geschenkt, wenn man alles richtig machte.

Unsere nächste Aufgabe war es, einem Vielfraßmännchen beizubringen in eine Transportbox zu gehen, weil er – sollte sein Weibchen Nachwuchs bekommen – in ein anderes Gehege transportiert werden sollte, da Vielfraße eigentlich Einzelgänger sind.

In der Woche vor uns wurden beide Vielfraße erst einmal zutraulich gemacht, dann auf den Clicker konditioniert und etwas Target trainiert. Allerdings waren sie immer noch recht scheu. Wir saßen vor dem Zaun und hielten den Target hin. Bei kleinen Bewegungen unsererseits war das Männchen wieder weg und teilweise machte es den Anschein, als hätte es Angst vor dem Click.

Leider hatte vor uns schon eine Gruppe mit den Vielfraßen gearbeitet, so dass die Tiere ziemlich satt waren. Wir konnten also kaum was machen.

In den anderen Trainingsgruppen war die Erstellung der Trainingspläne ähnlich mühsam. Enttäuschend war auch, dass die Kursleitung so wenig eingriff. Denn ja, es gibt viele Wege, die nach Rom führen und wie ich immer sage: Es gibt 1000 Trainingsmöglichkeiten, 500 sind tierschutzrelevant, dann bleiben noch 500 andere. Und es ist immer sinnvoll, sich über die unterschiedlichen Trainingswege auszutauschen. Es gibt aber auch Wege, die nicht zum Ziel führen, oder zumindest sehr unwahrscheinlich. Da kam von der Kursleitung leider keinerlei Feedback und es wurden in den Gruppen viele solcher Wege vorgeschlagen.

Am Ende des 3. Tages waren wir reichlich frustriert. Da hatten wir uns wirklich etwas mehr erhofft. Zum Beispiel hatte ich in meiner Gruppe gefragt, ob sie jemals etwas von response cost oder matching law gehört hätten. Sie sahen mich nur mit Fragezeichen an. Und ein von uns allen häufig gehörter Satz war: „Wir müssen vorsichtig sein, Wildtiere darf man nicht frustrieren“, wenn wir mal den Vorschlag machten, dass man unerwünschtes Verhalten vielleicht nicht clicken sollte.

Netty und Doro hatten in ihrer Gruppe die Aufgabe, Bambam dem Braunbären, die Signalkontrolle für das Schieben eines weißen Steines beizubringen. Den Stein schieben konnte er schon. Auch die beiden hatten einen anspruchsvollen Trainingsplan sehr zum Unverständnis der Gruppenteilnehmer ausgearbeitet, woran man genau erkannte, dass diese keine Ahnung von Signalkontrolle hatten. Der Bär verstand aber die Aufgabe so schnell, dass er schon nach wenigen Wiederholungen auf das Signal wartete. Wieder waren wir sehr erstaunt über die Klugheit der Bären.

Die nächste Aufgabe in dieser Gruppe war es einer Braunbärin das Öffnen des Maules beizubringen. Doro und Netty hatten sich entschieden ihr einen Apfel vor den Zaun zu halten, so dass die Handhaltung schon fast dem späteren Signal entsprach. In einer Trainingssession war das Verhalten da, wieder echt beeindruckend.

Katja war in einer Gruppe, die der Eisbärin Eva beibringen sollten, mit dem Hinterbein an den Zaun zu kommen für eine Injektion. Das Video, was wir im Vorfeld über den Trainingsstand des Tieres gesehen hatten, zeigte, dass immer geclickt wurde, wenn Eva ihr linkes Bein anhob, was allerdings dazu führte, dass sich die Hüfte vom Zaun wegbewegte und Eva nur gelernt hatte hin- und her zu tippeln. Der Plan war nun die Annäherung der Hüfte an den Zaun zu belohnen und einen Hüfttarget einzuführen. Bei der Annäherung sah man schnell eine deutliche Verbesserung des Verhaltens. Bei dem Hüfttarget war Eva noch etwas skeptisch. Bei dem Tempo wie Bären lernen, sollte das aber eine Kleinigkeit sein.

So hatten wir am ersten Tag in den Gruppen also alle unsere Ideen für die Trainingspläne gut umsetzen können und schön die Fortschritte gesehen. Allerdings war es für uns alle wie ein Kämpfen gegen die Windmühlen. Immer wieder gab es das Argument „Wir dürfen die Tiere nicht frustrieren“. Kein Mensch wollte uns verstehen, dass man mit einem guten Trainingsplan eher das Gegenteil bewirkte und es dem Tier viel klarer machte. Wir sahen also schon da, dass es in diesen Gruppen hoffnungslos sein würde und fragten die Kursleiterin, ob es möglich wäre, die  Gruppen so zu tauschen, das wir vier in eine Gruppe könnten, was sie zunächst verneinte. Oder ob wir mal mit Wilbär, dem Eisbären, zeigen könnten, wie schnell man wirklich Signalkontrolle trainiert und ihm beibringt länger das Maul aufzuhalten. Das hatten sie uns nämlich auch vom Training der Vorwoche gezeigt und es war einfach lächerlich. Von Signalkontrolle war keine Spur. Zum Glück hatten wir in Karolin eine gute Führsprecherin. Sie war auch die einzige, die unsere Ideen nachvollziehen konnte.

Am nächsten Tag besprachen wir erst wieder kurz das Training. Katja hatte einen tollen Plan erarbeitet, der von ihrer Gruppe allerdings sofort zerrissen wurde, weil es ja sowieso angeblich Quatsch mit dem Hüfttarget war. Wir wollten schon auf die Barrikaden gehen, als wir zugestanden bekamen, in einer Gruppe zu sein. Die Gruppen wurden also ganz neu sortiert.

Welch ein Glück. So konnten wir also ab dem 4. Tag unter Gleichgesinnten mit einem ähnlichen theoretischen Wissensstand trainieren. Der Wermutstropfen war, dass wir jetzt die Wölfe zugeteilt bekamen, die man nur selten zu Gesicht bekam. Außerdem sollten wir dann weiter mit den Vielfraßen arbeiten, zunächst als eine von zwei Gruppen und mit Wilbär dem Eisbären. Er sollte lernen sich auf Signal hinzulegen und eben das Maul länger zu öffnen.

Das Problem war, dass Willbär irgendwie krank war. Er kam gar nicht zum Training. Als wir um Ersatz baten, hieß es, dass es eben so ist, wenn man mit Tieren arbeitet. Dann kann es auch schon mal einem nicht gut gehen. Wenn ich mir vorstelle, dass ich im Hühnerseminar einem Teilnehmer sagen würde: „Tut mir leid, dein Huhn ist krank. Du kannst gerne zuschauen.“ So etwas geht einfach nicht. Der einzige Vorteil war, dass wir dann die Vielfraße wenigstens alleine trainieren durften und nicht als zweite hinter einer anderen Gruppe.

Bei den Wölfen ging es in der Woche darum einen Plan zu entwickeln, wie man sie im Rudel in die unterschiedlichen Gehege steuern könnte. Es war so etwas Detektivarbeit. Zunächst mussten wir mal den Ausgangspunkt bestimmen, was etwas schwierig war, weil unterschiedliche Tierpfleger unterschiedliche Sichtweisen hatten. Die Wölfe wirklich zu sehen, war auch nur selten möglich. Sie hatten gerade Junge, so dass sie selbst zu Futterzeiten sich kaum blicken ließen. Trotzdem machte mir diese Aufgabe sehr viel Spaß und ich denke, dass wir am Ende der hauptverantwortlichen Pflegerin einige gute Ideen mitgeben konnten.

Das Vielfraßmännchen bekamen wir schon an unserem ersten Trainingstag in neuer Gruppe bis an die Box, die es zuvor so gemieden hatte. Und Misa, das Weibchen, folgte dem Target schon einige Meter.

Als nachmittags das Training besprochen wurde, konnten wir nur den Kopf schütteln. So wenig Trainingswissen und dann keinerlei konstruktive Kritik von der Kursleitung. Zum Glück hatten wir unsere Gruppe.

Am 5. Tag konnten wir dann endlich unseren Eisbären trainieren. Wilbär schien zwar immer noch nicht ganz auf der Höhe zu sein. Aber er machte mit. Zunächst machten wir uns alle mit ihm bekannt, indem wir ihn fütterten. Wir fütterten ihn tief, um ihn zum Liegen zu motivieren. Als unsere Bekannt-mach-Runde beendet war, saß er immer noch, also formten wie ihn dann nach unten. Es dauerte gar nicht lang und er lag, wofür er fürstlich belohnt wurde. Nach einigen Belohnungen nahmen wir ihn wieder hoch und belohnten auch das Aufstehen. Schnell konnten wir das Signal einführen. Dann belohnten wir auch, dass er sich nicht legte ohne Signal. Wieder waren wir ganz begeistert. Nach diesem einen Training am Vormittag konnte Wilbär das Verhalten, obwohl er sich sichtlich nicht ganz wohl fühlte.

Bei den Vielfraßen tauschten wir die Gruppen. Jetzt trainierten also Katja und ich das Vielfraßmädchen Misa und Doro und Netty das Männchen. Misa konnte das Folgen des Targets so gut, dass wir uns überlegt hatten ein neues Verhalten zu trainieren. In Absprache mit der Parktrainerin entschieden wir uns für das Klettern auf einen Baum, was Vielfraße sehr gerne tun. Ein Laser sollte das Signal sein. Natürlich war jetzt kein Laser vorhanden, so dass wir beschlossen, Misa frei zum Baum, der ca. 4 Meter vom Zaun weg stand, zu formen. Auch da zeigte sich die Klugheit eines Wildtieres. Wir hätten nie gedacht, dass das so schnell gehen würde. Aber wir hatten ihr schon bald die Idee beigebracht, bis unter die herunter hängenden Ästen zu laufen.

Am 6. Tag übten wir mit Wilbär, dass er länger das Maul aufhielt. Er verstand die Belohnungs- und Strafschiene sehr gut und wir kamen bis auf 5 Sekunden. Wieder erstaunte uns die Signalkontrolle. Ich glaube wir bekamen nur 2 mal in der ganzen Zeit ein Verwechseln von Liegen und Maul öffnen, obwohl wir am selben Ort trainieren mussten, weil ein Ortswechsel aus Sicherheitsgründen nicht möglich war.

Beim Vielfraß tauschten wir wieder die Gruppen. Katja und ich trainierten vom Nachbargehege, dass leider neben den Bären lag und von diesen nicht mit Elektrozaun gesichert war. Daher konnten wir nicht lange trainieren, weil einem jungen Bären schon das Wasser im Maul zusammen lief, nicht wegen uns, aber wegen der leckeren Fleischhäppchen, die wir den Vielfraßen fütterten. Als er anfing die Höhe des Zaunes abzuschätzen, mussten wir unseren Trainingsort verlassen. Es wurde dann jedoch später veranlasst, dass die Box an einen anderen Ort gebracht wurde, so dass wir am letzten Tag ungestört von außen trainieren konnten.

Die Trainingsfilme der anderen blieben uns an diesem Nachmittag einerseits glücklicherweise erspart, weil wir die hochmoderne Schießanlage im Bärenpark präsentiert bekamen. Andererseits war es aber auch etwas frustrierend, weil es doch angekündigt war, dass wir uns nachmittags immer über Training austauschen würden und wir gerne unsere Filme präsentiert hätten.

Viel zu schnell kam dann schon der letzte Tag. Netty und Doro bekamen Misa bis zum Baumstumpf, der weit hinter den herunter hängenden Ästen lag. Rulle bekamen wir mit den beiden Vorderfüßen in die Kiste, ein deutlicher Fortschritt zum Beginn der Woche, und dass, obwohl die Kiste an einem neuen Platz stand und beim Umstellen einmal umgedreht wurde, was Rulle auch zunächst verunsicherte.

Mit Wilbär trainierten wir an unserem letzten Tag beide Verhalten. Wir testeten die differenzierte Belohnung, indem wir Honig für – was wir dachten – das für ihn anstrengende Aufstehen verwendeten. Wieder erstaunte uns Wilbär, weil bei ihm die Trainingswaage extrem schnell kippte. Einmal mit Honig fürs Aufstehen belohnt und fast hatten wir uns unser Bleib kaputt gemacht. Insgesamt legte sich Wilbär aber 9 von 10 mal auf Signal hin und stand auf Freizeichen wieder auf, obwohl wir das ja nur an 1,5 Tagen trainiert hatten. Das Öffnen des Maules konnten wir auf 7 Sekunden ausdehnen, wobei wir auch eine recht gute Signalkontrolle hatten.

Als wir nachmittags alle Trainingsfilme gemeinsam anguckten und besprachen, konnte ich es nicht glauben. Zu unserem Vielfraßtraining gab es keinen Kommentar. Bei Wilbär war der Kommentar: „Ihr belohnt aber viele Dinge gleichzeitig. Ob er das so lernen wird?“

Bei der Besprechung der anderen Gruppen, zweifelte ich an meinem Verstand. Eva war nicht näher am Zaun mit ihrem Hinterbein als nach dem ersten Tag, als Katja noch in der Gruppe war. Sie hatten inzwischen einen stationären Nasentarget trainiert, an dem Eva nur leider nicht stationär stehen konnte, weil sie immer daran leckte. Auf die Frage, warum sie dieses Verhalten denn clicken würden, kam als Antwort, weil das der Trainer von seinem Standpunkt nicht sah. Sie versuchten den Target so kurz zu präsenterien, dass ein Lecken nicht möglich war. „Also hat euch der Bär beigebracht, den Target ganz kurz zu präsentieren, damit er seinen Click bekommt?“ war Katjas ironische Frage, was von den anderen bejaht wurde. Ich glaube, sie haben sie nicht verstanden.

Bambam, der den Stein auf Signal rollen sollte, hatte die Signalkontrolle verlernt, die er am ersten Tag schon gezeigt hatte. Und bei der Farbunterscheidung hatte die Gruppe die Schaufeln hinter die Platten gesteckt, so dass sie für den Bär nicht sichtbar waren. Ob Signal oder nicht, der Bär berührte alle Platten, bis es endlich clickte. Und alle freuten sich, wie gut er das gelernt hatte. Ich zweifelte wirklich an meinem Verstand. Man musste nämlich wirklich nicht gut sein im kritisch hinterfragen, um zu erkennen, dass da etwas gehörig falsch lief. Aber weder die anderen Trainer noch die Kursleitung schienen das zu erkennen, sondern alle beglückwünschten sich für das gelungene Training.

Fazit der Woche: Ich habe noch nie einen so teuren Kurs mitgemacht und habe auch noch nie so wenig gelernt. Und es ist mir auch jetzt noch ein Rätsel, dass gutes Training nicht erkannt wurde, und wie man sich schlechtes Training so schönreden kann. Wir haben ein ausführliches konstruktives Feedback geschrieben, auf das es leider bis heute noch keine Reaktion gab.

Die Arbeit mit den Wildtieren hat uns sehr beeindruckt. Ihre Lerngeschwindigkeit ist faszinierend. Der Orsa-Bärenpark ist auch ein ganz eindrucksvolles Projekt und es bleibt zu hoffen, dass auch bei uns immer mehr Zoos das Medical Training einsetzen, um den Tieren Narkosen zu ersparen. Last but not least hatte es sehr viel Spaß gemacht mit 3 hervorragenden Trainern gemeinsam zu arbeiten.

1 Kommentar
  1. =:o(
    Click und Keks für euch Vier!
    Da muss man sich echt nicht wundern, daß es immer noch Trainer gibt, die Clickern für uneffektiv halten – man muss das Prinzip schon verstehen…
    Ich bin echt froh, daß da ein Chirurg das Skalpell in der Hand hatte, als ich die Mandeln rauskriegte, und nicht die Chefsekretärin des Podologen, die bestimmt auch eine ganz nette Frau ist und mir sicher gern geholfen hätte…
    =;oP
    Schade nur, daß so den Wildtieren des Parks durch mangelnde Kenntnisse ihrer Betreuer und fehlende Einsichten das Lernen so erschwert wird.
    Und schön, daß ihr trotz der widrigen Umstände das Beste draus gemacht habt!

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